Leseprobe: Das 68er KochbuchAbgeordnetengeleeAbgeordneter zu werden ist für 68er wie Lokomotivführer für normale Leute, ein Traumberuf also. Als Abgeordneter wird man gut bezahlt und braucht nicht viel zu tun außer Zuhören und Zeitunglesen, und gelegentlich klatscht man in die Hände, wenn da vorne jemand von der eigenen Partei spricht und eine kleine Pause macht, damit man weiß, dass jetzt wieder Klatschzeit ist. Was der da vorne sagt, ist dabei gar nicht so wichtig, denn die sagen sowieso alle das gleiche, obwohl mit anderen Worten. Irgendeinen Unterschied muss es ja noch geben, außer den verschiedenen Farben auf dem Wahlzettel. Es gibt ungefähr 600 Abgeordnete, von denen man ein Dutzend kennt und bei den anderen 588 nicht so genau weiß, was sie den ganzen Tag tun, denn im Bundestag sind sie gewöhnlich nicht zu sehen. Vermutlich sitzen sie von früh bis spät unter den Linden im Café oder verdienen ihr Geld im Schlaf, beides gern gepflegte Tätigkeiten der 68er, und man versteht deshalb, warum der Beruf bei ihnen so beliebt ist. Seit 40 Jahren haben die Abgeordneten der 68er eigentlich nur drei wichtige Aufgaben: die Arbeitslosenzahl zu senken, die Schulden abzubauen und die vielfältigen Beglückungen ihrer selbstverantworteten staatlichen Einwanderungspolitik endlich in den Griff zu bekommen. Man braucht keine Fünf Weisen oder sonstigen teuren Berater, um auch als einfacher Bürger darüber im Bild zu sein, dass sie ihren Job in den letzten 40 Jahren nicht sehr erfolgreich erledigt haben. Aber sie werden ja auch nicht nach Leistung bezahlt, sondern nach Diäten. Und im übrigen sind sie gegen alles immun. Das Volk zahlt ihnen deshalb weiterhin ihre Gehälter aus, statt sie fristlos vor die Tür zu setzen. Kochen Sie ein normales Gelee, aber mit wenig Gelierzucker, damit es noch wendig genug durch die Finger rinnt und schwer zu fassen bleibt. Das ganze sollte beim Eindicken also möglichst pomadig zusammenklüngeln. Sobald das Abgeordnetengelee dann aufquillt und anfängt zu blubbern, können Sie dabei zusehen, wie die Blasen ständig zerplatzen. |