Leseprobe: Das 68er KochbuchWas es mit den 68ern auf sich hatHaben Sie 68er auf Ihre Kosten zu verköstigen und werden Sie sie nicht mehr los, weil Sie sie dulden müssen, sollten Sie auf diese Begegnung wenigstens vorbereitet sein und frühzeitig wissen, mit wem Sie es zu tun haben, denn wenn Sie es mit ihnen zu tun bekommen, ist es zu spät. Bevor Sie also zur Pfanne greifen, empfehlen wir Ihnen, sich zunächst mit den wesentlichen Eigenarten der 68er vertraut zu machen, sonst werden Sie in Ihrer eigenen Küche noch vor dem ersten Suppengang eiskalt untergebuttert. Woran Sie die 68er erkennen Der gewöhnliche 68er ist nicht schwer zu erkennen, denn er trägt gern dicke Büschel frischgepflückte Petersilie in den Ohren, weil er nie zuhört, und unter dem Arm die rote Maobibel oder das grüne Buch von Gaddafi, je nachdem welche Fibel bei ihm gerade in Mode ist. Hin und wieder trägt er auch rote Socken, aber die wirken selbst unter Alt-68ern inzwischen etwas altbacken, genau wie die selbstgestrickten weißen Westen. Früher trug er außerdem noch Jesuslatschen, aber das lässt er heutzutage lieber bleiben, weil die so nach Christentum aussehen und er neuerdings ja niemanden mehr provozieren möchte, nachdem er 40 Jahre lang nichts anderes getan hat als zu provozieren. Die übliche Bewegungsart des 68ers ist das Schlurfen. Das tut er meist gebückt mit gebeugtem Rückgrat, weil der aufrechte Gang so preußisch wirkt und er jede Form von Geradlinigkeit daher schon aus Prinzip vermeidet. Der 68er fällt entsprechend auch durch seine für einen Erwachsenenen erstaunlich geduckte Haltung auf: So viel vorauseilendes Kuschertum und buckelnde Hündischheit sieht man sonst nirgendwo. Manchmal fällt er vor lauter Dukkung auf die Knie, völlig eingeknickt, und Sie müssen ihn dann aufheben. Sie sollten aber vermeiden, an seiner Seite in eine unwürdige Situation zu geraten und sich für seine Peinlichkeiten verantwortlich zu fühlen, denn das ist er selbst, und eines Tages muss er dafür sowieso geradestehen. Schlurft der 68er nicht durch seine Lande oder seine Institutionen, sondern sitzt er, sitzt er in der ersten Reihe, weil er sich gern vordrängelt und auf niemanden Rücksicht nimmt als auf sich selbst und seine Kumpane, oder wenigstens in der zweiten, um von dort aus die Fäden zu ziehen. Manchmal sitzt er auch gar nicht, sondern liegt und zwar meistens daneben. Sofern Sie den 68er trotz dieser Auffälligkeiten doch nicht erkennen und ernste Zweifel haben, ob es sich um ein echtes oder gefälschtes Exemplar handelt, machen Sie einfach den Lackmustest. Erwähnen Sie hierzu in einem Nebensatz die USA und warten Sie die Reaktion ab. Zuckt der 68er zusammen und läuft rot an oder zieht er ganz flink sein rotes Tuch aus der Tasche und fängt damit an, vor Ihnen in der Luft herumzuwedeln, damit er ja wieder alles richtig macht, sind Sie ganz eindeutig im grünen Bereich. |