Lichtschlag Bücher

Leseprobe: Warum wir alle reich sein könnten

Staatsbankrott und tote Familie - ein Zwischenspiel

     Die Sucht nach immer mehr „sozialer Sicherheit“ ist gleichsam die nur logische Konsequenz einer solchen politischen Panikstrategie. Im Sorgentaumel vor Globalisierung, Klimakatastrophe, Terror und vielem anderen mehr findet sich eine hysterisierte Bevölkerung zu Dingen bereit, die ihr wenig früher noch undenkbar erschienen. Die Abwärtsspirale in den Sicherheitswahn wird schnell und schneller durchglitten. Wie bei jeder Art von Sucht muß die Dosis immer mehr erhöht werden, um noch den angezielten Befriedigungseffekt erzielen zu können. Die Überdosierung auch der sozialstaatlichen Strategien führt jedoch – wie bei schlichtweg jedem Medikament – im Ergebnis nicht zu einer Heilung, sondern sie intensiviert und verbreitert nur die Leiden. Wie nun soll ein derart entgleistes System wieder auf die rechte Spur gesetzt werden? Wie lassen sich die entfesselten Ängste einer besorgten Bevölkerung wieder auf Normalmaß zurückführen? Wie kann man erklären, daß ein sozialstaatlich unrettbar überschuldeter Staat keinerlei starke Schultern hat, an die sich ein Schwacher im Notfall lehnen könnte?

    Nichts nämlich ist machtloser, als ein Staat in der Insolvenz. Und jeder Staat, der seinen Bürgern den Wohlstand verboten und verunmöglicht hat, ist insolvent. Wenn alle Menschen gleich arm sind, dann gibt es auch keinen Staat mehr, der irgendetwas „sozial gerecht umverteilen“ könnte. Auch wenn nämlich die Propagandisten des Sozialstaates üblicherweise gegen „das Geld“ schimpfen und seinen Einfluß brechen wollen, so fällt doch auf, daß sie selbst ein hohes Interesse an eben diesem Geld haben. Anders wäre nicht zu erklären, warum sie über Steuer- und Abgabengesetze massiv dafür sorgen, immer mehr dieses Geldes in ihre Verfügungsgewalt zu bringen. Anders wäre auch nicht zu erklären, warum das staatliche Geldmonopol ihnen wichtig ist. Und anders wäre nicht zu erklären, warum sie von eben diesem Geld immer mehr in den Umlauf bringen.

    Wie wir schon gesehen hatten, gibt es im wesentlichen zwei Methoden, um Menschen zu gewissen Handlungen zu bewegen: Entweder, man zwingt sie mit Gewalt zu etwas, oder man bezahlt sie. Der Weg über den Gewaltzwang ist aufwendig und anstrengend. Der über die Bezahlung demgegenüber milde. Daher rührt das Interesse auch eines staatlichen Gewaltmonopolisten an Geld.

    Welche destruktiven Konsequenzen der enthemmte Griff auch des Staates nach dem Geld seiner Bürger hat, wird – neben den eingangs breit geschilderten Mechanismen – nicht zuletzt an einem weiteren Beispiel deutlich. Steuererhöhungen, Staatsverschuldung und Inflation wären schon lange an den Punkt des finanzpolitischen Zusammenbruches gekommen, hätte sich nicht innerhalb nur einer einzigen Generation ein weiterer revolutionärer Wandel vollzogen: Die Frauen der Gesellschaft sind als Reservearmee zur Finanzierung des Sozialstaates aktiviert worden.

    Während wohl die meisten Mütter der heute arbeitenden Bevölkerung noch ein Leben als Hausfrau führten, steht die moderne Frau in einem steuer- und sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Der Alleinverdienermann und die Hausfrauenehe sind tot: „In der Werbung gibt es sie noch, die glückliche Familie: Vor dem Einfamilienhaus parkt der Mittelklassewagen, Vater verdient das Geld, Mutter kümmert sich um die beiden Kinder und den Hund. „Mehrfach habe ich ... nach einer solchen Familie gesucht ... – wir haben nicht einen einzigen gefunden, auf den diese Vorgaben noch passten“, schreibt Günter Ederer.

    Hausfrauliche Tätigkeit konnte nicht der Besteuerung unterzogen werden. Mutterliebe gab es noch sozialversicherungsfrei. Indem nun die Frauen in Büros oder Fabriken, an der Kasse oder in Agenturen arbeiten und ihre Kinder von professionellen Tagesmüttern erzogen werden, profitiert der Abgabenstaat doppelt: Er kassiert bei der Mutter und bei der engagierten Erzieherin. Roland Baader formuliert: „Zugleich und vor allem ist die Erwerbstätigen-Quote der Frau ein Thermometer für den Hitzegrad der Ausbeutung im Sozialstaat, der seinen entmündigten Untertanen so viele Mittel entzieht, daß sie gar nicht mehr anders können, als Ehefrauen und Mütter dem Stumpfsinn des Geldverdienens an Supermarktkassen auszusetzen.“

    Daß die „Verkaufsstrategie“ dieses Lebensmodells nicht den Weg über das böse Wort vom „Stumpfsinn“ nahm, versteht sich von selbst. Man sprach vielmehr von der „Selbstverwirklichung“ und von der befreienden „Emanzipation“. Die psychologischen Dimensionen dieser Propaganda sollen hier jedoch nicht weiter interessieren. Für unseren Zusammenhang bleibt wesentlich, daß der sozialstaatliche Ausbeutungsmechanismus hier auch seine eigenen demographischen Wurzeln zerfrisst. Frauen, die arbeiten, bekommen unterdessen keine – oder zumindest weniger – Kinder. Und in dem Maße, in dem sie sich für ihre wenigen Kinder deren abgabenbelastete Betreuung nicht mehr leisten können, entscheiden sie sich mehr und mehr gegen den Nachwuchs. Indem diese Entscheidung für oder gegen das Kind, für oder gegen die Familie, für oder gegen den Job, für oder gegen die Karriere, im Leben einer Frau aus Gründen des wirtschaftlichen Zwanges keine freie Entscheidung ist, kann von einer „Frauenbefreiung“ ernsthaft nicht mehr gesprochen werden. Im Gegenteil: Allenfalls dann wäre eine Frau wahrlich frei in ihrer Entscheidung für oder gegen einen bestimmten, selbst gewählten Lebensweg, wenn sie auch noch ernstlich die Option hätte, sich für die Partnerschaft
mit einem Alleinverdiener und mit den gemeinsamen Kindern zu entscheiden. Wenn und solange die Chance für ein wirtschaftlich darstellbares Leben mit „nur“ einem Verdiener durch den konfiskatorischen Abgabenstaat verbaut bleibt, ist die Frauenbefreiung (wieder) nur eine Chimäre.

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